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Von Baffin Island via Labrador Küste nach Nova Scotia

16.10.2025


Tanner Bay Baffin Island  - Polar Bar hanging out at the beach
Tanner Bay Baffin Island - Polar Bar hanging out at the beach

Noch liegen knapp 2000 NM vor uns. Wir verlassen Clyde River und segeln anfänglich mit gutem Amwind Richtung Süden. Die Sonne geht wieder unter und es wird nachts dunkler. Im Moment haben wir aber ab 02.00 Uhr nachts schon wieder Dämmerung. Mit den Eisbergen an der Küste sind wir froh darum. Bei der Anfahrt zum nächsten Ankerplatz, Arctic Harbour erspähen wir noch Walrücken, sehen sie aber nicht von der Nähe. Wir segeln in schlecht kartographiertes Gebiet. Der Ankerplatz liegt - gemäss Karten - auf Land. Es ist im Segelführer auch so beschrieben. Zum Glück navigieren wir bei Sonnenschein Richtung Land. An Land finden wir vier Gräber aus dem 19. Jahrhundert. Die Inschrift der Kreuze ist noch knapp lesbar. Walfänger sind hier begraben.


Baffin Island - Aulitiving - Arctic Harbour
Baffin Island - Aulitiving - Arctic Harbour

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Ein fauler Tag an Bord tut gut. Abends beobachten wir drei ausgewachsene Polarfüchse auf Beutezug. Ihrem Geschrei zuzuhören ist einzigartig. Nachts brechen wir bei glatter See zur nächsten Etappe auf. Wir wollen weiter, da sich in der nächsten Woche die ersten Herbststürme ankündigen. In der Wettervorhersage wechseln die Prognosen noch sehr dynamisch, aber die Ankermöglichkeiten sind rar, um sich vor viel Wind zu verstecken. Eine flache See erwartet uns am nächsten Tag. Die Stimmung ist wunderschön. Im grauen Licht wirken die Eisberge wie Kunststoffskulpturen. Drei Grauwale ziehen durchs Wasser und Nebel wechselt sich mit Sonne ab. Vor der Ankerbucht Tanner Bay lichtet sich der Nebel und wir können entspannt hineinfahren. Hier stimmen auch die Karten wieder. Wir werfen den Anker auf 15 m und sehen am Strand einen Eisbären stehen. Was ein Bild. Er nimmt die Witterung auf und marschiert gelassen am Strand entlang. Er legt sich hin, Augen zu, hebt den Kopf und schaut, riecht. Dann kommt ein kleines Motorboot und wir haben Angst, dass Jäger den Eisbären gleich erlegen. Zum Glück sagen sie nur Hallo und fahren wieder aus der Bucht. Er wäre klar im Nachteil gewesen. Ohne einen natürlichen Feind nimmt er keinen Fluchtversuch vor, als das Motorboot kommt. Im Gegenteil, er positioniert sich am Strand und schaut, schnuppert. Glück gehabt! Später trottet er zu einem Grashang und frisst. Bereits zum zweiten Mal schauen wir einem “Vegetarier” interessiert zu. Unseren Landgang verkneifen wir uns und geniessen die Fernsicht zum Bären herüber.


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Am Morgen ist der Eisbär nicht mehr zu sehen, dafür begrüßt uns ein Seehund direkt am Boot. Eine unspektakuläre Fahrt bringt uns nach Kivitoo. Der Nebel umhüllt uns bei der Zufahrt zum Ankerplatz und löst sich dann auf. Ein wunderschöner Rundumblick bei Abendsonne bietet sich uns. Am nächsten Tag entscheiden wir unsere Rückkehr nach Labrador vorzubereiten, d.h. wir verzichten auf Landgang und fahren weiter nach Qikiqtakuluq. Wir ankern direkt vor dem kleinen Hafen. Der Ort wirkt aufgeräumter und ruhiger als Clyde River. Wir bekommen handwerkliche Arbeiten angeboten auf der Straße. Nach ein paar Einkäufen und bewährtem Tankmanöver - immerhin 400 Liter - machen wir das Schiff klar und segeln los Richtung Labrador.


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Gerne hätten wir noch ein paar weitere Plätze in Baffin Island gesehen, aber das Wetter ist aktuell sehr dynamisch und zusammen mit der Strömung anspruchsvoll zu planen. Wir nehmen also den einsetzenden Nordwind und verabschieden uns von Baffin Island. Die knapp 4- tägige Überfahrt mit 560NM beginnt sehr anstrengend. Wind, Welle und Strömung sind heftig. Bei max. 40 kt schießen wir teilweise mit über 9 kt auf den Wellen dahin. Die Nacht macht es da nicht gerade entspannter, da einige Eisberge unterwegs sind. Nach dem Cape Dyer wird es ruhiger. Wir überqueren den Polarkreis und verlassen (für dieses Jahr) die Arktis. In der Nacht sehen wir das erste Mal seit Langem den Sternenhimmel mit Sternschnuppen und Polarlichtern. Mit gutem Amwind/Halbwind und flacher Welle geht es erst einmal weiter. Mit zunehmender Strömung wird es wieder unruhiger, aber wir kommen gut voran. Nach dem Cumberland Sund nimmt die Anzahl der Eisberge massiv ab. Es bleibt bei Amwind (max. 28 kt) und aus der Hudson Strait bekommen wir nochmal ordentlich Strömung und entsprechende Kreuzwelle zu spüren.


Labrador  - Makkovik
Labrador - Makkovik
Inuksuk - traditional landmark
Inuksuk - traditional landmark

Erfreulicherweise begleiten uns nach langer Zeit wieder einmal Delphine ein kurzes Stück. Die Zufahrt zum Ankerplatz geht durch einen kartografierten “Kanal”, an den wir uns wegen Untiefen auch klar halten. Wir sind nun im Torngat Nationalpark. Die Park-Crew baut allerdings an dem Wochenende ihre Zelte ab, die Saison ist für sie beendet, und wir erhalten keine Erlaubnis für Landgänge. Die mögliche Anwesenheit von Bären - v.a. Eisbären und auch Schwarzbären - erfordert ein Gewehr. Allerdings dürfen nur Inuit-Guides ein Gewehr tragen. So begnügen wir uns mit der Beobachtung vom Schiff aus. Tatsächlich sehen wir immer wieder Eisbären am Strand oder in den Felsen kletternd (Seaplane Cove) und auch einen Schwarzbär (Bears Gut).


Bears Gut Cove  - Torngat Montain National Park - Labrador
Bears Gut Cove - Torngat Montain National Park - Labrador

Das Wetter treibt uns weiter nach Süden. Den nächsten Platz, Hebron Harbour steuern wir bei Böen von 40 kt an und sind froh, dass der Wind am Ende der Bucht zuerst nachlässt. Später “geniessen” wir den Sommerwind (34 kt) bei 16 Grad Außentemperatur. Diese Temperatur fühlt sich unwirklich und sehr angenehm für uns an. Am nächsten Morgen gehen wir mit dem Dinghy an Land und besuchen den alten Missionsort mit der Missionskirche von 1831, die für uns so gar nicht in diese Natur passt. Die Lehmhäuser der Inuits sind sichtbar, die gegen ihren Willen in den 1960 Jahren umgesiedelt wurden. Durch eine Insellandschaft, die uns an die norwegischen Schären erinnert, segeln wir bei regnerischem Wetter bis Nain.


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Hebron - Labrador
Hebron - Labrador

Da der Ankerplatz vor dem Ort bei NO- Wind zu ungemütlich ist, gehen wir 4 NM weiter in eine ruhige Bucht, die von bewaldeten Landzungen eingerahmt ist. Wunderschön, wieder Tannen zu sehen. Hier bleiben wir für zwei Tage. Nebst ein paar Bootsarbeiten geniessen wir den Landgang. Ein frisch aussehender Bärkot lässt aber keine längere Exkursion zu. In Hopedale können wir ganz unerwartet ein Restaurant besuchen. Auch hier waren die deutschen Missionare sehr präsent mit einer grossen Kirchenanlage. In Makkovik legen wir seit langem wieder an einem Steg an und tanken Wasser und Diesel. Bei herrlich warmem Wetter laufen wir durchs Dorf und spazieren durch die zwei ausgeschilderten Wanderwege - rechtzeitig vor dem Regen. Interessierte Bewohner besuchen uns am Steg. Langsam haben wir uns an das regionale dynamische Segeln mit wechselndem Wind zwischen den Inseln gewöhnt. Wir kommen an unserem letzten Ankerplatz in Labrador, Jeanette Bay, an und haben einen wunderbaren sonnigen Abend. Aufgrund eines traurigen Familienereignisses - Gregor´s Vater Alfred ist verstorben - planen wir in einer mehrtägigen Etappe direkt nach St. John's zu segeln. Einen Sturm wettern wir kurz hinter der Insel Fogo ab und segeln mit dem Rest der Front und riesigen Wellen weiter. Wir erreichen St. John's pünktlich und Gregor bekommt seinen Flug nach Deutschland.


St. John´s  - Newfoundland
St. John´s - Newfoundland

St. John´s Battery
St. John´s Battery

10 Tage organisiert sich Christine alleine an Bord. Der Alltag an Bord bietet Abwechslung: Bootsarbeiten, Smalltalks am Steg, Wanderungen, Stadtführung und Kultur füllen die Tage. Die Einladung zum Abendessen einer hier lebenden Cuxhavenerin runden die Tage ab. Leider beobachtet Christine noch einen Einbruch in ein Auto direkt vor unserem Liegeplatz. Es bestätigt uns, dass St. John's definitiv kein Hafen zum Überwintern wäre. Nach Gregors Rückkehr geht es weiter. Ein ruppiger Start mit hohen Wellen gegen uns und Amwind nehmen uns kurz die Freunde am Weitersegeln. Wir nehmen beide seit Langem mal wieder eine Tablette gegen Seekrankheit. Nach Trepassey segeln wir anschliessend bei flacher See und sitzen einen Starkwind zwei Tage am Steg aus. 

Mit gutem Segelwind kommen wir nach St. Lawrence, unserem letzten Halt in Neufundland. Wir bleiben zwei Tage und geniessen herrliches Spätsommerwetter. Auf einer wunderschönen Wanderung durch herbstliche Vegetation (Cape Chapeau Trail) gelangen wir auf einen Mini-Berg mit Ausblick auf das Meer. Kein Schiff weit und breit! Für uns ist der Anblick des Wassers aus dieser Perspektive jedes Mal beeindruckend, auch wenn wir uns ständig auf diesem Ozean bewegen.


Cape Chapeau Rouge - Newfoundland
Cape Chapeau Rouge - Newfoundland

Unter Beobachtung der Hurrikans vor der Ostküste nehmen wir das erste Wetterfenster und segeln die 218 NM in 32 h nach Novascotia. Die Aegir fliegt sozusagen über das Wasser. Im Bras D'Or Lake verbringen wir ein paar entspannte Tage mit Kajakfahren, Grillen, Schwimmen, Indian Summer geniessen, Bekannte treffen, bis spät abends an Deck sitzen, bevor wir die letzte Etappe nach Halifax antreten. Dort haben wir einen Liegeplatz für die nächsten Monate.


Muskells Harbour - SY Flinthoern & SY Aegir
Muskells Harbour - SY Flinthoern & SY Aegir


Langsam freuen wir uns aufs “Ankommen”. Ein paar Arbeiten vor dem Winter warten auf uns und wie immer gilt das Motto "Nach einer Reise kommt die nächste Reise”. Die Vorbereitungen für 2026 beginnen bereits jetzt. Im Frühling 2026 gibt es dann den nächsten Blog von uns. 

 
 
 

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