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Passage nach Nordwestgrönland 

Alleine segeln wir von Halifax weiter entlang der Ostküste und nehmen zwei Ankerplätze mit (Owls Head und Fishermans Harbour). Friedliche Plätzchen, um anzukommen nach anstrengenden Etappen mit mehr Wind, Welle und vielen Lobsterbojen. Arctic Törns begegnen uns zum ersten Mal wieder. Fishermans Harbour ist ein guter Ort, um zu waschen und die Wäsche in der Sonne und im Wind schnell zu trocknen. Ohne Zeitdruck in gemäßigten Tempo erledigen wir ein paar to-dos, bevor der nächste Besuch

an Bord kommt.

From Nova Scotia to Greenland, Disko Bay
From Nova Scotia to Greenland, Disko Bay

Im Nebel, mit Regen, einem neugierigen Seehund und ein paar wenigen Lobsterbojen segeln wir am nächsten Tag los Richtung Neufundland, Ziel: Trepassey. Mit gutem Raumschotwind zwischen 20 und 30 kt müssen wir leider trotzdem aufkreuzen und die Welle ärgert uns. Es rappelt ganz schön in den beiden Bäumen. Zwischendurch landen wir beim Butterfly und bringen etwas Ruhe ins Segeln. Nach 2.5 Tagen erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang unseren Ankerplatz und gönnen uns erst einmal ein Bier. 

First Iceberg
First Iceberg

Auf dem Weg nach St. John's kommen wir an den ersten beiden Eisbergen vorbei und erspähen sehr viele Buckelwale. Beeindruckende Sprünge und Flossenschläge bekommen wir geboten. Sogar direkt neben unserem Boot ruht ein Wal, der dann abtaucht - wahrscheinlich haben wir ihn geweckt. Wir nehmen die Ankerbucht Ferryland mit und können beobachten, wie die Schafe aus dem Ort mit einem kleinen Boot zu einer nahegelegenen Insel gebracht werden. An Land kommen wir an Ausgrabungen einer sehr frühen englischen Besiedlung “Colony of Avalon” vorbei. Das Wetter ist sommerlich und wir geniessen die wärmeren Temperaturen sehr. 

Humpback
Humpback

In St. John's setzt sich der Sommer fort. Mit sehr ruhigen Verhältnissen liegen wir am öffentlichen Pier ohne Schwell. Hier kommen unsere Freunde Béatrice und Alain an Bord. Nach den letzten Besorgungen geht die gemeinsame Reise voll getankt los. 

Wir segeln in Tagesetappen entlang der Küste und legen in Old Perlican, Catalina und Bonavista jeweils an den Fischerstegen an. Wir mögen die Nachbarschaft zu Fischerbooten sehr. Wir erleben interessierte und sehr hilfsbereite Menschen. Man organisiert uns Lobster und gegenseitig erzählen wir uns unsere Geschichten. In Bonavista treffen wir völlig unverhofft Bekannte (Kathryn & Harald) vom letzten Jahr. Was eine Freude! In Lewisporte trafen wir sie mit ihrem Segelboot und nun sind sie mit Zelt unterwegs. Es folgt ein traumhafter Ankerplatz in der Bucht Puddingbag. Wir tasten uns vorsichtig mit dem Forewardscan über die flache Einfahrt und entlang von einigen Bojen in diese einsame Bucht. Bei wunderbaren Temperaturen von über 20 Grad und einer Wassertemperatur von 15 Grad ist die Badeleiter schnell montiert und wir gehen schwimmen.

Puddingbag Cove
Puddingbag Cove

Der nächste Halt ist die Insel Fogo. Wir erreichen sie nach 12 h segeln mit anfänglich wunderbarem Raumwind, der zum Ende auf heftigen Amwind dreht. Mit wenig Segel hangeln wir uns der Küste entlang und freuen uns über einen guten Anleger am Fischersteg. Hier erleben wir zwei Highlights: Das Bistro “Bellybang” offeriert uns ein feines 4-Gang Menü und am nächsten Tag wandern wir auf den Brimstone Head mit einem tollen Ausblick. Von hier aus erspähen wir sogar wieder drei Eisberge. 

Nach einer Nachtetappe erreichen wir St. Anthony und gehen an einen verlassenen Fischersteg. Der Ort überrascht uns ein wenig. Wir hatten mehr touristisches Flair erwartet, da hier auch Kreuzfahrtschiffe ankommen. Unsere Hauptattraktion im Ort ist ein Spaziergang zum Leuchtturm mit anschliessendem 400-stufigen Treppenweg auf den “Haushügel”. Unsere Freunde haben noch das Glück eine Elchkuh mit zwei Jungen zu sehen. Wir machen einen Abstecher nach L'Anse aux Meadows, wo wir uns die Landung der Wickinger und die ersten Besiedelungen, dank toller Führung, sehr gut vorstellen können. Einen weiteren Tag fahren wir endlose Highways entlang, vorbei an unendlichen Wäldern. Leider lassen die Wälder keine Wanderungen zu, da sie so dicht sind. Und dort wo es möglich wäre, werden wir von Mücken attackiert. Wir sind leider ohne Mückenschutz schlecht vorbereitet und brechen unseren Spaziergang ab. Als Abschluss fahren wir mit unserem Leihwagen noch zum “Salmon Pont”. Hier können wir die Lachse beobachten, die durch einen Unterwasserfluss ans Tageslicht kommen und Fliegenfischer, die sich über die begonnene Angelsaison freuen. 

An Bord treffen wir die letzten Vorbereitungen für unsere Überfahrt nach Grönland und stechen am 27. Juni in See mit grobem Ziel, nördlich von Nuuk zu landen. Nach einem 7.5 tägigen Törn erreichen wir die Disko Bucht und ankern an der Kronprinsens Ejland im Nordwesten Grönlands. Insgesamt legen wir 1151NM zurück. Den Großteil können wir mit moderaten Winden segeln. Der mehrheitliche Amwind-Kurs fühlt sich dank angenehmer Welle sehr gut an. Dank fitter Crew haben wir einen entspannten Wachrhythmus mit viel Ruhezeiten. Wir zelebrieren die Esszeiten, geniessen das sonnige Wetter und den immer früheren Sonnenaufgang. Grindwale sind ein Highlight bei der Überfahrt. Eisberge und Fischerbojen mit Radarreflektoren in weiter Ferne nehmen wir bis ca. 100 NM vor Neufundland wahr. Teilweise können wir mit dem bloßen Auge die Eisriesen erahnen. Es gibt Sicherheit, sie auch auf dem Radar zu sehen. Ansonsten sind wir ganz alleine unterwegs. Ca. 100 NM vor Grönland kommen die ersten Eisberge wieder auf unseren Radar. Sie sind weit entfernt und es gibt so gut wie keine Growler.

Quqertarsuaq
Quqertarsuaq

Wir ankern geschützt zwischen zwei Inseln und lassen den Abend bei absoluter Stille sehr glücklich ausklingen. Am nächsten Tag gehen wir an Land, um eine “Geistersiedlung” zu besuchen. Knapp 10 Häuser, unterschiedlich zerfallen und demoliert - sogar eine Art Schulhaus - finden wir vor. Der Friedhof mit einigen Gräbern ist Zeitzeuge von Leben auf diesem kargen kleinen Fleck Erde. Ein hungriger Polarfuchs heult uns herzzerreissend an. Wir segeln in eine Nachbarbucht und entscheiden uns wegen eines angekündigten Starkwinds doch wieder für die erste Bucht. Er kommt in der Nacht und früh morgens stellen wir fest, dass wir quer zur Welle liegen. Es kracht unter uns. Hängen wir auf einem Stein? Am Vortag war hier nichts und wir haben immer noch 5 Meter Wasser unter dem Kiel. Wir vermuten, dass die lang gesteckte Kette bei flachem Gewässer während eines Winddrehers am Ruder hängen geblieben ist. Wir wecken die Crew. Zum Glück kommt die Kette wieder frei. Nach einem frühen Frühstück ziehen wir weiter zur Disko Island/ Qeqertarsuaq. Ein 700 Seelendorf, welches auch von Touristen besucht wird. Die Fähre von Ilulissat holt und bringt interessierte Menschen auf die Insel. Vor der Küste und am Strand türmen sich tolle Eisskulpturen. Nach einem spannenden Tankmanöver an einem Mini-Steg segeln wir am nächsten Tag über die Diskobucht zum Festland nach Oqaasut. Es ist gigantisch an den Eisbergen und einigen Growlern vorbei zu gleiten.

Das Wetter wird immer besser und bei Sonne und kaum Wind navigieren wir durch eine enge Einfahrt. Ein gefährlicher Stein und viele Eisberge lassen uns ein wenig die Luft anhalten. Einen grösseren Growler müssen wir absichtlich anfahren, um dem Stein auszuweichen. Nach der Durchfahrt öffnet sich eine grosse Bucht, welche an einer Seite von den bunten Grönlandhäusern geziert wird . Es herrscht ein reger Fischerbetrieb: Heringe und Dorsche. Wir werden mit einem Konzert aus Hundegeheul empfangen. Vier Hundeschlittengruppen gehören zum Dorf. Bei herrlichem Sonnenschein zieht ein riesiger Eisberg außerhalb der Bucht vorbei. Er ragt weit über die Häuserdächer und wir können seine langsame Fahrt beobachten. Was ein wunderschöner Fleck Erde! Wir krönen den Aufenthalt mit einer Wanderung, sammeln Pilze und Miesmuscheln und gönnen uns ein Dinner aus einem Mix lokaler und moderner Küche im hiesigen Restaurant. 

Oqaasut
Oqaasut

Zwischendurch stehen auch ein paar Bootsarbeiten an. Der Motorölwechsel wird an einem Regentag durchgeführt. An so einem Tag bieten sich auch Näharbeiten an. Ungeplanterweise müssen wir uns unserem Autopilot annehmen. Eine Entlüftung und neues Hydrauliköl lassen die Fehlermeldung "kein Ruderfeedback" zuerst verschwinden, allerdings kommt die Meldung nach zwei Tagen wieder und die Pumpe springt gar nicht mehr an. Die Ursache liegt in den abgenutzten und verdreckten Kohlekontakten. Nach der Reinigung funktioniert der Autopilot zum Glück wieder und neue Kohlekontakte kommen sofort auf unsere Einkaufsliste.

Diffcult entry to Oqaasut
Diffcult entry to Oqaasut

Eine weitere Etappe führt uns nach Ataa. Hier schlängeln sich riesige Eisberge mit der Strömung entlang der Küste. Viele sind gestrandet. Auch an unserer geplanten Ankerbucht liegen ein paar Riesen. Wir entscheiden uns für einen kleinen Nebenfjord und tasten uns vorsichtig zum Ankerplatz. Auch in dieser Bucht sind einige Eisberge und kleine Growler. Wir ankern direkt neben einem Bergybit, der sich nicht bewegt. Mit der Strömung beobachten wir die "Eisreise" und können auch einen kenternden Eisberg beobachten. Ein idealer Platz, um Wäsche zu waschen und mit der Mitternachtssonne zu trocknen. 

From Ataa to Ilulissat
From Ataa to Ilulissat

Am letzten gemeinsamen Tag kommt unerwartet Wind auf und wir haben ein traumhaftes Halbwindsegeln zwischen den Eisbergen hindurch nach Ilulissat. Am Ankerplatz vor dem Hafen setzen wir das Ridingsail und liegen bei knapp 20 kt Wind direkt ruhiger. Béatrice und Alain gehen hier von Bord und wir nehmen bei Grönlandbier und einem gemeinsamen Essen Abschied. Eine tolle Zeit mit super Wetterverhältnissen und bleibenden Erlebnissen geht zu Ende. Wir haben nun fünf Tage Zeit, um weiter in den Norden nach Upernavik zu segeln. Dort kommt wieder ein Freund an Bord. Das Wetter passt und es geht weiter für uns!

Vaigat Sound
Vaigat Sound

 
 
 

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