top of page

Island - der Westen


Fast zwei Monate sind wir in Island. Am 12. Juni erreichen wir die Ostküste und segeln entlang der Nordküste in die Westfjörde und weiter nach Reykjavik/Akranes.

Es kündigt sich eine längere Periode von Südwind an und wir segeln von Isafjördur weiter nach Sudureyri. Der Hafenmeister gewährt uns einen Gratis-Platz am Pier so, dass auch die Fischerboote abends noch ihren Fang abladen können. Der Fischgeruch in der Luft lässt keinen Zweifel an der aktiven Fischerei in diesem Dorf. Am Steg wird es lebhaft. Einige Dorfbewohner haben unseren Mast gesehen und schauen abends nach, was das für ein Schiff ist. Wir freuen uns über angeregte Unterhaltungen.



Für den nächsten Schlag, in den zweitgrössten Westfjörd Arnafjördur, haben wir zuerst guten Amwind-Kurs. Dann geht es mit knapp 30 kt raumschots bis zum Ankerplatz vor den Hafen von Bildudalur. Wir sind wieder einmal beeindruckt, wie sich die Winde in den Fjorden ändern und an Stärke zunehmen. Da wir hier sieben Tage sicher vor dem aufkommenden Sturm aus Süden bleiben werden, nehmen wir es sehr entspannt. Ein paar Bootsarbeiten, PC-Arbeiten, lesen, planen, Indoor-Sport, viel schlafen, TV schauen und virtuelle Aperos mit Freunden und Familie gehören genauso auf das Tagesprogramm wie chillen im Hot Pot, Besuch des örtlichen Monstermuseums und ein Bier trinken zur Happy-Hour im Dorfpub. Aufgrund der Windprognose entscheiden wir uns für eine etwas geschütztere Nachbarbucht, bei der ebenfalls ein Swimmingpool mit Hot Pot direkt am Strand steht.



Erneut zickt der Autopilot, aber mit einem Reset durch den Hauptschalter läuft er wieder. Auch wenn wir viele Ersatzteile an Bord haben, sind wir sehr froh, dass wir hier keine grössere Reparatur vornehmen müssen. Der Wind dreht in der Nacht bis 40 kt auf und wir müssen den Anker neu setzen mit viel Kette, da wir gedriftet sind. Wir machen Ankerwache und fühlen uns am nächsten Tag wie nach einer Überfahrt. Obwohl der Himmel aufreisst und wir gerne in den Pool am Strand wollen, brechen wir unser Landgangvorhaben ab, da immer wieder heftige Böen über die Bucht ziehen. Wir wollen die Aegir nicht unbeaufsichtigt zurücklassen. Einen weiteren Tag und Nacht mit Windspitzen von 50 kt müssen wir ausharren, bis wir endlich von Bord können. Mit Blick auf die Aegir relaxen wir stundenlang abwechselnd im Pool und im sehr heissen Hot Pot.




Es geht weiter Richtung Süden: Die Windstärke und die sich häufig ändernden Richtungen lassen uns aktiv segeln. Bei Raumwind mit Butterfly oder eben doch nicht; Motor an und wieder aus. Ab dem Kap kommt uns ein rauer Wind und Welle entgegen und es geht unter Motor nach Patreksfjördur. Ein Pionierort in Sachen Fischfang und Schiffindustrie (Containerbau, Schlepper). Wir liegen an der Betonmauer und sehen nicht viel von der Umgebung. Nach einer kurzen Wanderung und Einkauf legen wir wieder ab und ankern direkt vor dem Sandstrand Hafnamuli – leider mit vielen Quallen, also nix mit Baden.





Wir fahren weiter dicht an der Küste mit seiner riesigen Klippe Látrabjarg vorbei. Es ist der westlichste Punkt der Insel. Ideal bei Windstille und unter Motor das Vogelparadies mit Papageientaucher, Lummen, Alken und Möwen zu beobachten. Im Breidafjördur ist zu viel Schwell von Süden und der geplante Ankerplatz an einem 10 km langen roten Sandstrand (Raudasand) ist somit unmöglich. Wir motoren weiter nach Vatnsfjördur. Hier erhielt Island ihren Namen. Die Vikinger Hrafna-Flóki und Gefährten kamen hier an Land. Nach einer kalten Überwinterung tauften sie die Insel «Iceland», da sie im Frühling die Fjörde voller Meereis sahen. Ein lauer Abend mit Sonne erwartet uns an diesem Ort. Mit dem Dinghy fahren wir an Land und gönnen uns wieder einmal ein Bad im Hot Pot. Dem isländischen Tipp gefolgt, holen wir am nächsten Morgen den zuvor ausgelegten Hummerkorb mit zwei Taschenkrebsen hoch und geniessen sie als leckere Vorspeise.



Die Fahrt nach Grundafjördur ist ein erneuter Mix aus Segeln und Motoren bei herrlichen Temperaturen um die 20 Grad. Der einzige Schwimmsteg ist bereits von anderen Seglern belegt und wir legen an der grossen Betonmauer mit LKW-Reifen an. Das von Bord kommen ist teilweise ein spannendes Manöver. Es gibt aktuell einen grossen Tidenhub (> 4 m) und bei Ebbe müssen wir über glitschige Stufen der Sprossenleiter klettern. Zum Glück hat es keinen Wind und wir müssen die Leinen nicht ständig neu einstellen.



Ein neues Landschaftsbild prägt diese Region. Die Felsstrukturen sind zerklüfteter, extrem begrünt und lassen Kraterreste erkennen. Es ist eine sehr gute Wandergegend, auch für uns. Von hier aus wagen wir es, fünf Stunden touristisch mit einem Reisebus unterwegs zu sein, um den Snaefellnes Nationalpark auf dem Landweg zu besuchen. Bei sehr gutem Wetter bekommen wir sogar den Gletscher und Gipfel des Vulkans Snaefellsjoekull (1446 m) zu sehen.



Wir checken immer wieder die Eissituation um Grönland und sind mit anderen Seglern in Kontakt. Gemäss der Eiskarten lockert sich das Eis im Süden und auch im Osten langsam. Mitte Juli sind bereits Segler aufgebrochen zum Prins Christian Sund und nach Tasiilaq. Unsere Zuversicht für unsere Grönlandtour, mit weiterer Fahrt nach Kanada, steigt. Somit beginnt jetzt auch die Suche nach einem Liegeplatz, allenfalls mit Haul-out, in Kanada.




Zuerst einmal geht unsere Reise nach Reykjavik weiter. Mit schnellem Halbwind erreichen wir nach einer Nachtfahrt den Jachthafen an der modernen Konzerthalle. Wir erwarten ein Paket mit einem Ersatzteil, welches bereits bei der DHL-Paketstation liegt. Der internationale DHL Versand ist zwar nicht günstig, aber innerhalb von zwei Tagen ist das Paket schon in Reykjavik und wir können es sonntags mit PIN aus einem Schliessfach holen. Wir sind seit langem mal wieder in einer grösseren touristischen Stadt. Gerne schlendern wir an den vielen Boutiquen und Restaurants vorbei. Zum Glück brauchen wir keine neue Kleidung und gegessen wird auf der Aegir. Die Parks mit den üppigen Pflanzen sind ein starker Kontrast zu dem Island, welches wir bis jetzt kennengelernt haben.

Ab jetzt beginnen die Vorbereitungen für die nächste Etappe und das Warten auf ein gutes Wetterfenster nach Grönland.




Unser letzter Halt ist dazu in Akranes. Im Fischerhafen herrscht Ruhe, die Fischsaison ist vorbei. Wir bekommen wieder einmal einen Gratis-Liegeplatz und schätzen den Kontakt zu den äusserst freundlich und hilfsbereiten Hafenmeistern sehr. Hier bleiben wir bis zur Überfahrt. Die kommende Wartezeit gehen wir gelassen an: Baden im Meer, Pilze sammeln direkt am Strand und Wanderung auf den Geirmundartindur (643 m) – dem Markanteren der beiden Akrafjall Gipfel. Mit einem Leihwagen kurven wir noch drei Tage im Hochland und im Norden herum. Wir tätigen die letzten Einkäufe und nun könnte es los gehen. Unsere Geduld wird etwas auf die Probe gestellt. Ein Tief nach dem anderen zieht zwischen Island und Grönland durch. Dieser Sommer ist wohl nicht der Beste - meinen auch die Isländer - und doch ist es wunderschön hier. Die Isländer feiern jetzt im August das Ende ihres Sommers. Es wird Zeit, dass wir los kommen! Am 02. August ist es soweit und wir legen ab mit Kurs auf den Fjord Ikerasassuaq (Prins Christian Sund).



102 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Südgrönland

Comentarios


bottom of page